Rv/Ps: Unter der Überschrift: "Von Leid` und Freud` des Zusammenwachsens . . .“ leitete Michael Braun in die Geschichte der Eingemeindungen der heutigen Ortsteile nach Oberkirch ein. Sein Vortrag wurde von einer optischen Präsentation von Paul Singler begleitet. Im Vortrag konnten von Frau Dr. Schwanke aus dem Stadtarchiv Oberkirch zur Verfügung gestellte Informationen verarbeitet werden. Bei dem Vorgang handelt es sich um die von der Landesregierung eingeleitete Gebietsreform zur Vergrößerung der Verwaltungseinheiten.
Der damalige Bürgermeister Erwin Braun hatte die Zusammenschlüsse der selbständigen Ortschaften mit der Stadt Oberkirch von 1971 bis 1975 per Verpflichtungserklärung vollzogen.
Der ehemalige Bürgermeister Willi Stächele stellte seine Rede unter das Motto: "Dankbar rückwärts, mutig vorwärts. gläubig aufwärts" des früheren bayrischen Ministerpräsidenten F. J. Strauß, wobei er den Schwerpunkt seiner Ausführungen auf das "Dankbar rückwärts " legte. Stächele erinnerte an den damaligen Landesinnenminister Karl Schieß, der den Reformprozess unter der CDU-Alleinregierung zu verantworten hatte. "Oberkirch war Zentrum mit Winzergenossenschaft und REO, Erwin Braun eine anerkannte Institution", benannte er wichtige Voraussetzungen für das Gelingen. Trotz knapper Kassen hätte die Zusammenführung der unterschiedlichen Gemeinden gestaltet werden müssen: „Seniorensonderzüge“ fuhren nach Stuttgart, der Verkauf von "Bausteinen" für das Altenzentrum ermöglichte dessen Realisierung, die erste Partnerschaft mit Dravail wurde eingegangen unter Mitnahme der Ortschaften, die Weinfeste mit den Weinprinzessinnen waren weitere Elemente des Zusammenwachsens. Und es gab „den Mann für die Ortschaften", den Beigeordneten Lothar Seiler. "Die Ortsvorstehertruppe seien die »beste Truppe« bei Ausflügen und nach Haushaltssitzungen des Ortschaftsrats vor Weihnachten gewesen, fügte er mit Anekdoten zum Schmunzeln ein. Zum Schluss stellte er eine neue Gebietsreform als wohl notwendig dar.
Oberbürgermeister Matthias Braun a.D. erinnerte daran, dass es bei seinem Amtsantritt 1999 bereits seit 24 Jahren die Gesamtstadt mit ihren neun Ortschaften gab. Das Oberkircher Weinfest wurde im Jahr 2000 unter dem Motto "25 Jahre Gesamtstadt Oberkirch" mit einem grandiosen Festumzug gefeiert. Der selbstbewusste Tenor aus den Ortschaften lautete: "Wir sehen die Vorteile einer Gesamtstadt und wollen deren Stärke für unsere Ortschaft nutzen". Den Ortschaften sei es gelungen, ein Stück Eigenständigkeit zu bewahren und dabei die Vorteile der Gesamtstadt zu nutzen.
Braun nannte drei Ziele, die erreicht wurden:
- Durch die Zuweisung zur Unteren Verwaltungsbehörde mit Baurechtsamt konnte eine moderne, effiziente und kompetente Verwaltung für die Gesamtstadt aufgebaut werden.
- Die Erhebung zur Großen Kreisstadt hatte höhere Zuweisungen und die Partizipation an Förderprogrammen zur Folge.
- Ein größerer Gestaltungsrahmen ermöglichte eine sinnvolle Strukturpolitik.
Ein beispielhaftes Ergebnis: Unter der Ägide der Ortsvorsteher Peter Müller (Zusenhofen) und Klaus Müller (Stadelhofen) wurden die Teilhaushaltsaufstellungen per Ortschaftsratsbeschluss "begraben". „Bei den vielen verwirklichten Projekten wurde unter Wahrung des Grundgedankens weder nach Proporz, noch Sympathie, sondern nach Notwendigkeit verfahren“, resümierte Braun.
"Mutig und demütig vorwärts" beschrieb Oberbürgermeister Gregor Bühler als Gebot der Stunde. Die schwere Aufgabe, "nach 50 Jahren nach vorne zu gucken", machte Bühler an Beispielen fest: „Früher gab es ein flächenmäßiges Wachstum, heute gilt »Nahverdichtung«. Das Ehrenamt bröckelt. Wir leben in einer digitalen Welt. Die Bevölkerung wird älter und diverser.“ Die Bürgerbeteiligungen (Bürgerentscheide) nähmen zu, da die Bürger möglichst früh, möglichst digital, eingebunden werden wollen. "Der Wandel hat erst begonnen. Wir müssen schneller entscheiden. Das ist das Gebot der Stunde", mahnte der OB, der anschließend den im Gemeinderat eingebrachten "Sparhaushalt" darstellte. Bühlers Credo lautete: "Wir müssen zeigen, dass wir schnell zur Umsetzung kommen. Wir müssen den zentralistischen Ansatz wählen". Daher plädierte er für eine »Gemeindegebietsreform 2.0. «
Ein positives Signal sieht er beispielsweise in der Zusammenarbeit der beiden Ortschaften Haslach und Tiergarten: sie strebten eine gemeinsame Halle an.
Bühler freut sich auf die Heimattage 2026 in Oberkirch mit tollen Veranstaltungen, die das Zusammenwachsen der Ortschaften mit der Kernstadt wohl stärken würden.
Eveline Seeberger, die die Veranstaltung bereits eröffnet hatte, sprach zum Schluss ermutigende Dankesworte.